Sanierung eines ehemaligen Gerbereistandortes

Die Immobiliengesellschaft eines Energie- und Wasserversorgers hatte den Verkauf eines Bestandgrundstückes mit Bürogebäude und Lagerhallen geplant.

 

Das Grundstück war von 1890 bis 1944 als Gerbereistandort (Lederfabrik) genutzt worden. Aus der historischen Recherche und einer fachgutachterlichen Geländeerkundung war bekannt, dass ehemalige Weichgruben in einer der Lagerhallen seinerzeit zunächst mit Gerbereischlämmen und darüber mit Bauschuttresten bis zur Geländeoberkante verfüllt wurden.

 

Da Gerbereialtstandorte potenziell mit Milzbrand-Sporen kontaminiert sein können, waren umfangreiche mikrobiologische Spezialuntersuchungen nötig, um eine Infektionsgefahr für die auf der Baustelle tätigen Personen und Anwohner ausschließen zu können.

 

Der in der Folge durch das Gutachterbüro erstellte Arbeits- und Sicherheitsplan gemäß BGR128, TRGS 524 und Biostoffverordnung wurde von den zuständigen Behörden (Umweltamt, Gesundheitsamt und Amt für betrieblichen Arbeitsschutz) unter enger Abstimmung genehmigt.

 

Für die Sanierung wurde zunächst die Verfüllung der Gruben entfernt, bis die Oberkante der Schlammschicht freigelegt war. Der Versuch der Konditionierung des organoleptisch stark auffallenden Schlamms (Ammoniakgeruch) mit Bindemitteln führte leider nicht zum gewünschten Erfolg, da das Material thixotrope Eigenschaften (Verflüssigung durch Bewegung) hatte. Der geplante Transport in abgedeckten Containern zu einer thermischen Behandlungsanlage war somit nicht durchführbar.

 

Da aus Platz- und Termingründen eine weitergehende Konditionierung vor Ort nicht in Frage kam, wurde ein Spezialunternehmen zur Absaugung der Schlämme in geschlossene Kesselwagen hinzugezogen. Hierbei kam es zur Geruchsfreisetzung, die eine Alarmierung von Feuerwehr und Rettungsdienst durch Beschäftigte des benachbarten Bürogebäudes zur Folge hatte. Gesundheitsgefährdende Stoffe konnten bei den umfangreichen Messungen der Einsatzkräfte nicht nachgewiesen werden. Die Feuerwehr gab das Gelände daher wieder frei. Die weiteren Absaugarbeiten wurden danach sicherheitshalber am Wochenende und unter Einsatz eines speziellen Gaswäschers durchgeführt.

 

Insgesamt wurden ca. 44 t organische Gerbereischlämme abgepumpt und in einer chemisch/physikalischen Konditionierungsanlage für die anschließende thermische Beseitigung vorbereitet. Ca. 14 t stichfeste Schlämme konnten über das Zwischenlager der ASCA auf eine Sonderabfalldeponie abgesteuert werden. Etwa 160 t Bauschutt hat ASCA deponiebautechnisch verwertet.

 

In die vollständig entleerten und gereinigten Gruben wurde sauberer Bergkies verdichtet eingebaut, anschließend wurde eine Betonbodenplatte gegossen. Die Sanierungsmaßnahme und das Immobiliengeschäft konnten erfolgreich abgeschlossen werden.